Selbstmedikation am Auge
Selbstmedikation am Auge
Am Auge können sich viele verschiedene Krankheiten abspielen. Manche sind zwar äußerlich sichtbar, aber dennoch ohne Spezialkenntnisse und Untersuchungsmethoden nicht einzuordnen.
Gerade Krankheiten, die äußerlich am Auge sichtbar sind, sehen teilweise sehr ähnlich aus. Und dennoch verbergen sich hinter diesen ähnlichen Bildern sehr verschiedene krankhafte Veränderungen, die nicht nur sehr schwierig zu unterscheiden, sondern auch sehr verschieden zu behandeln sind. Die Einstellung vieler Patienten „das hat mir letztes mal auch geholfen, dann wird es diesmal auch von Nutzen sein“, kann unter Umständen sehr gefährlich werden.
Vor jeder Behandlung muß die richtige Diagnose stehen
Selbst die noch relativ harmlose Bindehautentzündung kann verschiedene Ursachen haben, wobei völlig unterschiedliche Behandlungen angezeigt sind. Die Beschwerden sind jedoch sehr ähnlich und bestehen in mehr oder weniger starkem Brennen, Juckreiz, geröteten Augen, Fremdkörpergefühl, Tränenlaufen. Nur der Augenarzt kann durch sorgfältige Untersuchung mit den nur ihm zur Verfügung stehenden speziellen Geräten die einzelnen Krankheitsbilder sicher unterscheiden und der richtigen Behandlung zuführen.
Ist eine Bindehautentzündung durch eine falsche Brillenstärke ausgelöst, wird nur eine Brillenkorrektur helfen, während bei trockenen Augen nur entsprechende Tränenersatzmittel kausal helfen können. Bakterielle Entzündungen bedürfen der antibiotischen Behandlung, während kleine Fremdkörper sorgfältig zu entfernen sind. Allergische Entzündungsformen müssen anders behandelt werden, als Bindehautentzündungen, die z.B. durch Rauch, Wind oder Zugluft hervorgerufen werden.
Diese Beispiele, die keineswegs vollständig sind, sollen verdeutlichen, wie wichtig die fachgerechte Diagnose für die richtige Behandlung ist.
Das falsche Medikament kann nicht nur nicht helfen, sondern oft erheblichen Schaden anrichten
Rotes Auge:
Ein typischer Befund mit Schwellung der Lidfalte und ausgeprägter Rötung der Bindehaut.
Viele Patienten meinen sich bei einem roten Auge selbst helfen zu können. Bereits jeder zweite verzichtet auf ärztliche Beratung, zum Augenarzt geht sogar nur noch jeder fünfte.
Anteil der Selbstmedikation:
Hier beispielhaft am Gesamtverbrauch von vasokonstriktiv wirksamen Augentropfen. Sie besorgen sich rezeptfreie Augentropfen in der Apotheke zur Selbstmedikation. Bei Augenerkrankungen ist es aber für den Apotheker mit bloßem Auge in den seltensten Fällen möglich, das Krankheitsbild sicher zu erkennen und ursachenspezifisch das richtige Medikament zu empfehlen. Meist werden sogenannte „Weißmacher“ abgegeben, Augentropfen, die zwar momentan die typischen Beschwerden lindern oder beseitigen, die Ursache aber nicht bekämpfen. Deshalb treten die Beschwerden nach Absetzen der Tropfen meist auch schnell wieder auf. Der Patient greift dann erneut zu seinen Augentropfen. Über längere Zeit verabreicht helfen diese Tropfen nicht nur nicht, sondern richten zusätzlich oft erheblichen Schaden an.
Außerdem verhindert der Patient, der sich selbst behandelt, daß seine Augen der richtigen Therapie zugeführt und seine Beschwerden tatsächlich beseitigt werden. Darüber hinaus können sich hinter einem roten Auge aber auch schwerwiegende Krankheitsbilder, z.B. eine Regenbogenhautentzündung bis hin zum Glaukomanfall, der das Augenlicht akut bedroht, verbergen. Selbstmedikation birgt deshalb zusätzlich die Gefahr, daß ernste Erkrankungen nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Auch Augentropfen, die vielleicht bei einer früheren Augenentzündung vom Arzt verschrieben wurden, dürfen ohne vorherige Konsultation des Arztes nicht bei einer erneuten Erkrankung selbstständig verabreicht werden. Während für bestimmte „rote Augen“ z.B. Kortikosteroide die Therapie der Wahl sind, ist diese Art der Behandlung in anderen Fällen, z.B. bei Infektionen absolut verboten, da sie zu verheerenden Folgen bis hin zum Verlust des Auges führen kann.
Das gleiche gilt für die Augentropfen anderer Personen. Gar nicht selten kommt es vor, daß Augentropfen von einem Bekannten genommen werden, mit der Begründung, „diesem hätten die Tropfen so gut geholfen“. Daß der Bekannte eine ganz andere Augenkrankheit hat als man selbst wird dabei überhaupt nicht berücksichtigt. Für viele ist Augenerkrankung gleich Augenerkrankung. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder anderen bekannten Krankheitsbildern dagegen würde es kaum jemandem einfallen, irgendwelche, ihm unbekannte Arzneimittel eines anderen einzunehmen. Auch hierin zeigt sich, wie wenig unsere Bevölkerung über Augenerkrankungen weiß.
Der Laie, aber auch der Nicht-Facharzt oder Apotheker kann mit seinen diagnostischen Mitteln die Ursache und die Art der Augenveränderung nicht feststellen. Da die falsche Therapie in vielen Fällen aber nicht nur nichts nützt, sondern darüber hinaus auch noch beträchtlich schaden kann, kann vor Selbstbehandlung am Auge nur gewarnt werden.