Fehlsichtigkeit

Fehlsichtigkeit

Gutes Sehen hat seinen Ursprung in der Abbildung scharfer Bilder auf der Netzhaut des Auges. Das optische System des Auges lenkt ankommende Lichtstrahlen (Bilder, die wir sehen) so ab, daß diese sich bei normalsichtigen Augen in einem Brennpunkt genau auf der Netzhaut treffen, in der Regel auf dem Punkt des schärfsten Sehens. Diese Ablenkung nennt man Brechung. Aus den verschiedenen Anteilen des optischen Systems des Auges ergibt sich die Gesamtbrechkraft, die in Dioptrien (dpt) angegeben wird.

Stimmt die Brechkraft, werden Bilder, die wir sehen, scharf auf der Netzhaut abgebildet. Liegt der Brennpunkt nicht genau auf der Netzhaut, also davor oder dahinter, wird die Umgebung unscharf abgebildet. Man spricht von einem Brechungsfehler oder einer Fehlsichtigkeit, umgangssprachlich auch Sehfehler genannt.

Bei den Fehlsichtigkeiten unterscheiden wir Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Stabsichtigkeit (Hornhautverkrümmung) und Alterssichtigkeit.

Am weitesten verbreitet ist die Korrektur mittels einer Brille. Außer der Tatsache, daß der Kurzsichtige auf seine Brille angewiesen ist, um scharf zu sehen, hat eine Brille bei geringer und mittlerer Kurzsichtigkeit praktisch keine Nachteile.

Kontaktlinsen bieten ebenfalls eine gute Korrektur der Kurzsichtigkeit und werden auch von den meisten Menschen vertragen. Gerade bei weichen Kontaktlinsen und vor allem bei mangelhafter Pflege der Kontaktlinsen kann es in einigen Fällen zu Hornhautentzündungen kommen oder zu einem Einwachsen von Blutgefäßen in die Hornhaut. Insgesamt sind diese Nebenwirkungen jedoch sehr selten.

Im letzten Jahrzehnt wurden außerdem einige laserchirurgische Verfahren entwickelt, die sich hervorragend zur Korrektur bestimmter Fehlsichtigkeiten eignen.

Was ist Kurzsichtigkeit (Myopie)?

Bei einem kurzsichtigen Auge sind nun die einzelnen Teile des Auges nicht exakt aufeinander abgestimmt. Die Brechkraft der Hornhaut ist zu hoch, die Lichtstrahlen werden bereits vor der Netzhaut gebündelt, auf der Netzhaut entsteht also nur ein unscharfes, verwaschenes Bild. Dies ist in der Abbildung dargestellt.

Die von einem entfernten Gegenstand, z.B. einer Straßenlaterne, ausgehenden Lichtstrahlen treffen sich vor der Netzhaut, der Brennpunkt des Auges liegt weit vor der Netzhaut. Die Laterne wird daher unscharf, verschwommen, gesehen. Andererseits kann der Kurzsichtige in geringer Entfernung einwandfrei scharf sehen, da die von nahen Objekten ausgehenden Lichtstrahlen auf der Netzhaut gebündelt werden.

Die Kurzsichtigkeit kann z.B. durch eine Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Die Brillengläser verringern die zu hohe Brechkraft der Hornhaut um einen gewissen Betrag. Daher spricht man bei Brillengläsern für Kurzsichtige auch von „Minusgläsern“. Die Brechkraft dieser Brillengläser wird z.B. mit „- 2 Dioptrien“ angegeben. Wird ein kurzsichtiges Auge mit einem Brillenglas korrgiert, so werden die Lichtstrahlen auf der Netzhaut gebündelt, der Kurzsichtige sieht mit Brille scharf.

Was ist Übersichtigkeit (auch Weitsichtigkeit oder Hyperopie genannt)?

Bei einem übersichtigen bzw. weitsichtigen Auge ist die Brechkraft der Hornhaut bzw. des Auges zu gering oder das Auge ist zu kurz.

Die Lichtstrahlen werden daher erst hinter der Netzhaut gebündelt, auf der Netzhaut entsteht nur ein unscharfes Bild der Umwelt. Anders als beim kurzsichtigen Auge kann die Weitsichtigkeit bis zu einem gewissen Alter durch die Augenlinse ausgeglichen werden. Die Augenlinse kann sich verformen und dadurch ihre Brechkraft erhöhen, was die zu geringe Brechkraft des übersichtigen Auges beim Blick in die Ferne ausgleicht.

Übersichtige Menschen sehen daher bis ins Alter in der Ferne meist gut. Nur bei sehr starker Übersichtigkeit muss bereits in der Jugend eine Brille getragen werden. Andererseits kommt es bei Übersichtigen früher zu einem Nachlassen der Lesefähigkeit. Zum Lesen muss sich nämlich die Augenlinse ebenfalls verformen (siehe „Alterssichtigkeit“).

Beim Übersichtigen wird ein Teil dieser Verformungsfähigkeit bereits beim Blick in die Ferne benötigt. Zum Lesen steht daher nur ein geringerer Teil zur Verfügung. Da mit zunehmendem Alter die Verformungsfähigkeit der Augenlinse nachlässt, benötigen Übersichtige früher eine Lesebrille als Normalsichtige. Im hohen Alter wird dann zusätzlich eine Brille für die Ferne erforderlich, da die Verformungsfähigkeit der Augenlinse so stark nachgelassen hat, dass auch kein scharfes Bild für die Ferne mehr erzeugt werden kann.

Was versteht man unter Stabsichtigkeit (Astigmatismus)?

Zusätzlich zur Kurzsichtigkeit oder Übersichtigkeit besteht häufig ein sog. Astigmatismus, auch Stabsichtigkeit genannt.

Ein Astigmatismus entsteht durch eine ungleichmäßige Krümmung der Hornhautoberfläche.

Die normale Hornhaut ist, wie die Linse einer Photokamera, halbkugelförmig. Daher werden sowohl senkrechte als auch waagerechte Linien scharf abgebildet. Eine punktförmige Lichtquelle, z.B. eine Straßenlaterne, wird auch als heller Punkt abgebildet. Ist die Hornhaut nun nicht halbkugelförmig, sondern eher elliptisch geformt, wird das Bild verzerrt. Ein Punkt wird beispielsweise nicht als Punkt, sondern als kleiner Strich abgebildet. In unserem Beispiel wird die Laterne nicht mehr als heller Punkt, sondern als kleiner Strich abgebildet.

Was ist Alterssichtigkeit (Presbyopie)?

Wie bereits im Kapitel „Übersichtigkeit“ beschrieben, lässt mit zunehmendem Alter bei jedem Menschen die Fähigkeit der Augenlinse nach, sich automatisch auf unterschiedliche Entfernungen scharf zu stellen.

Zu Beginn hilft es noch, die Zeitung weiter weg zu halten, später braucht jeder normalsichtige Mensch im Alter (ab ca. 45 Jahre) eine Lesebrille für die Nähe.

Diese Zusammenhänge sind gerade für kurzsichtige Menschen sehr wichtig.

Wer z.B. gering kurzsichtig ist (ca. – 2 bis – 3 Dioptrien) braucht immer eine Brille, um in der Ferne scharf zu sehen. Im Alter ist diese Brille ebenfalls erforderlich. Zum Lesen kann diese Brille jedoch einfach abgenommen werden, der Betreffende kann dann ohne Brille lesen. Die geringe Kurzsichtigkeit ermöglicht also im Alter das Lesen ohne Brille, für die Ferne (d.h. zum Autofahren, Fernsehen, etc.) muss jedoch immer eine Brille getragen werden. Wird jetzt die bestehende Kurzsichtigkeit durch eine Operation ausgeglichen, kann ohne Brille in der Ferne scharf gesehen werden. Mit zunehmendem Alter tritt jedoch wie bei jedem anderen Menschen die Alterssichtigkeit auf, eine Lesebrille wird erforderlich.